Eine persönliche Vorüberlegung zum Text: „Vom Wunschdenken zur Wachstumsverweigerung“

Erschöpfung und Zweifel

Die Idee, über Wunschdenken zu schreiben, kam mir, als ich an eine Zeit zurückdachte, in der ich sehr erschöpft war – und manchmal auch am Leben zweifelte. Unsere Veranstaltungskneipe lief schlecht, das Projekt geriet ins Schleudern, und ich versuchte, mich mit einem Nebenjob in einer anderen Bar über Wasser zu halten. Sieben Tage die Woche, Nachtschichten, Verhandlungen mit Musikern, Nachschub organisieren – alles lag auf meinen Schultern. Mein Hang zum Trinken machte die Lage nicht leichter. Es gab Momente, in denen ich nicht mehr wusste: Ist es Tag? Oder schon wieder Nacht?

Ein Geschenk mit Hoffnung

In dieser Zeit schenkte mir mein Vater ein Buch über positives Denken. Er, der sonst kaum Gefühle zeigte, setzte große Hoffnungen in dessen Inhalt – auch für sich selbst, denn er hoffte, damit seine chronische Polyarthritis zu überwinden. Vielleicht, dachte er, würde es auch mir helfen. Vielleicht würde ich sogar reich werden – oder wenigstens meine Probleme loswerden.

Der Versuch, mich selbst umzuprogrammieren

Ich mochte das Buch nicht. Aber meine Kräfte waren am Ende. Also begann ich zu lesen – in der vagen Hoffnung, es könnte doch etwas bewirken. Ich war verzweifelt genug, den Ratschlägen zu folgen. Ich sprach bejahende Sätze vor mich hin, stellte mir erfolgreiche Verkaufsgespräche vor, ein volles Haus, eine Wende. Immer wieder visualisierte ich die Szene: neue Gäste, frische Energie, steigende Umsätze.

Doch es geschah nichts. Kein Aufschwung, kein Wunder. Nur innerlich regte sich etwas – Zweifel. Und dann flüsterten die Stimmen aus dem Buch oder aus begeisterten Erfahrungsberichten: „Du machst es nicht richtig. Du musst nur mehr glauben.“ Ich machte weiter. Und fühlte mich doppelt gescheitert – geschäftlich und gedanklich.

Die Realität stellt sich ein

Schließlich musste ich den Nebenjob aufgeben – und das Geld reichte trotzdem nicht. Ich heuerte bei einer Zeitarbeitsfirma an: 40-Stunden-Woche für einen Hungerlohn. Zumindest konnte ich davon leben. Zusätzlich arbeitete ich weiter zwei, drei Nächte pro Woche in der Kneipe – oft bis drei Uhr früh. Zwei, drei Stunden Schlaf. Mehr war kaum noch drin.

Die mentale Selbstbeeinflussung half nicht. Ein paar Wochen später stieß mein Kompagnon zufällig auf Kaufinteressenten. Der Preis war niedrig, doch wir stimmten zu. Ich musste raus, bevor ich zusammenbrach.

Wirkung oder Zufall?

Hätte ich diesen Verkauf dem positiven Denken zuschreiben können? Vielleicht. Oder war es einfach Zufall? Es gäbe sicher Coaches, die mir schlüssig erklären könnten, warum es bei mir nicht funktionierte. Aber ich hatte genug davon.

Und doch: Die Auseinandersetzung mit der Idee, dass Denken unsere Realität beeinflusst, hat mich weitergebracht. Ich begann, mich intensiver mit dem menschlichen Geist auseinanderzusetzen. Heute glaube ich durchaus, dass unser Unterbewusstes – oder Unbewusstes – eine Rolle spielt. Vielleicht lässt es sich nicht so leicht überlisten, wie manche Lifecoaches behaupten. Doch gerade unsere Prägungen wirken stark im Verborgenen. Ein Thema für sich.

Keine einfachen Antworten

Was ich aus dieser Zeit mitgenommen habe: Heilsversprechen sind mit Vorsicht zu genießen. Genau das hat mich zum Artikel „Vom Wunschdenken zur Wachstumsverweigerung“ geführt. Denn viele Ratgeber-Autoren und Coaches verdienen gutes Geld mit einfachen Rezepten. Die Nachfrage gibt ihnen recht. Doch wer sich von solchen Methoden blenden lässt, läuft Gefahr, sich dem eigenen inneren Wachstum zu verweigern.

Auch interessant: Mindset – mehr als nur eine Erfolgsstrategie
Der Begriff Mindset wird heute oft wie ein Zauberwort verwendet: Wer „richtig denkt“, so heißt es, werde erfolgreich, selbstbestimmt und glücklich. Doch diese Vorstellung greift zu kurz – und blendet aus, wie tief unser Denken von sozialen, kulturellen und biografischen Prägungen beeinflusst ist.
Einen lesenswerten und differenzierten Blick auf dieses Thema bietet dieser Artikel von SteadyNews:
👉 Definition von Mindset: Denk- und Verhaltensmuster von Personen und Gruppen
Er zeigt: Mindset-Arbeit ist nicht bloß eine Frage der Willenskraft – sondern auch der bewussten Auseinandersetzung mit den Geschichten, denen wir folgen, und den Strukturen, in denen wir leben. Sehr empfehlenswert für alle, die das Thema tiefer verstehen wollen – jenseits des gängigen Selbstoptimierungsnarrativs.

Tiefe statt Tricks

Wer wirklich sein Leben verändern will, muss tiefer gehen. Muss bereit sein, eigene Muster zu erkennen und infrage zu stellen. Es reicht nicht, mit den Fingern zu schnippen und „switch“ zu sagen. Ein gutes Leben entsteht nicht durch Tricks – sondern durch den Mut, immer wieder neu zu prüfen, was trägt.

Was denkst du? Hast du selbst schon erlebt, wie schwer es ist, zwischen Hoffnung und Selbstbetrug zu unterscheiden?
Ich freue mich über Austausch – gerade zu Themen, die keine einfachen Antworten bieten.

Ein kleiner Hinweis
Die Gedanken in diesem Beitrag entspringen meiner eigenen Sicht auf die Dinge – einer Sicht, die sich laufend entwickelt. Beim Schreiben lasse ich mich von Künstlicher Intelligenz unterstützen: für Struktur, Lektorat, SEO und die Gestaltung der Bilder. Die Illustrationen orientieren sich am Stil klassischer japanischer Tuschemalerei – ein Ausdruck für meine Vorliebe für das Leise, das Spielerische, das Offene.
Was ich hier teile, ist kein fertiges Wissen. Es ist ein Zwischenstand auf meiner Reise – vielleicht auch ein Impuls für deine.