Ich mach’s selbst – auch wenn’s schiefgeht

Ich war schon immer ein Anhänger von Do it yourself.
Meine Frau sagt manchmal: „Immer musst du alles selber machen! Lass dir doch mal helfen.“
Sie hat recht – meistens jedenfalls. Aber ich lasse mich davon selten abbringen.

Natürlich weiß ich, dass ich nicht alles alleine kann. Netzwerkkabel verlegen – ja, das bekomme ich hin. Stromkabel? Lieber nicht. Ich will ja keinen Kabelbrand riskieren. Als Haushandwerker bin ich solide – aber ein richtiges Handwerk habe ich nie gelernt. Ich weiß jedoch von meinem Vater, was es heißt, ein Handwerk wirklich zu beherrschen. Mir fehlt dazu schlicht die Ausbildung und die Übung.


Alles selbst machen – auch das mit den Fehlern

Aber mein Blog?
Den nehme ich jetzt wieder in die eigene Hand.
Nach Jahren, in denen meine berufliche Homepage professionell betreut wurde, will ich mein privates Blog wieder selbst pflegen.
Nicht, weil ich es besser kann – sondern weil es sich für mich richtiger anfühlt.
Weil es meins ist.
Weil ich den Inhalt über die Form stelle.
Weil ich wieder zu dem zurückkehren möchte, was mich einmal zum Schreiben gebracht hat:
der Wunsch, meine Gedanken zu teilen – auch dann, wenn sie noch unfertig sind.

Das Netz ist voll von Perfektion: polierte Oberflächen, perfekte Fotos, makellose Texte. Aber Leben ist selten glatt. Und Schreiben schon gar nicht. Wenn ich alles selbst mache, darf auch mal etwas ruckeln. Ein Komma zu viel. Ein Gedanke, der noch nicht ganz sitzt. Dafür bleibt die Spur echt.


Fehler machen – es passiert halt

Ich habe kürzlich über das Zulassen von Fehlern geschrieben – vor allem im persönlichen Rahmen. Über den Mut, sich nicht hinter der Fassade des Perfekten zu verstecken. Über das Eingeständnis, dass Entwicklung nun mal nicht geradlinig verläuft.

Natürlich weiß ich, dass Fehlerkultur auch in Organisationen ein schwieriges Feld ist. Da stehen Hierarchien, Statusdenken und die Angst vor Gesichtsverlust im Weg. Doch im Kern bleibt die gleiche Frage:
Wie können wir Räume schaffen – im Beruf wie im Privaten –, in denen Irrtümer keine Schande sind, sondern eine Chance zur Entwicklung?

Vielleicht beginnt das ja genau hier.
In diesem Blog.
Mit einer einfachen Entscheidung:
Ich mache es selbst – und ich erlaube mir, dabei Fehler zu machen.

Denn wer alles aus der Hand gibt, verlernt mit der Zeit, sich selbst etwas zuzutrauen. Und wer Fehler um jeden Preis vermeiden will, nimmt sich die Möglichkeit, Neues zu lernen.

Ich will beides wieder mehr üben – Selbstvertrauen und Lernbereitschaft.
Und vielleicht steckt genau darin der eigentliche Wert des Do it yourself:
nicht alles perfekt hinzubekommen, sondern sich selbst als Lernenden ernst zu nehmen.


  • In Deutschland scheint alles immer perfekt sein zu müssen. Zumindest habe ich diesen Eindruck. Hier habe ich meine Gedanken dazu aufgeschrieben: Fehler zulassen, Reife gewinnen.
  • In diesem Zusammenhang fällt mir auf, wie oft auch die Medien über Politiker herfallen, sobald etwas nicht nach Plan läuft. Fehler werden schnell zum Anlass für Häme oder Rücktrittsforderungen. Dabei könnten auch Politiker aus ihren Fehlern lernen – wenn man ihnen die Zeit und den Raum dafür gäbe.
    Ähnlich läuft es in vielen Unternehmen: Bleibt der erwartete Erfolg aus, wird der Manager ausgetauscht, das System umgekrempelt. Doch selten nutzt man die Gelegenheit, wirklich aus den gemachten Fehlern zu lernen.