Eine persönliche Erinnerung über Positives Denken, Selbstbehauptung und stille Schritte
Positives Denken hat viele Gesichter. Für manche ist es ein Hoffnungsschimmer in dunklen Zeiten, für andere ein gefährlicher Selbstbetrug. Ich bin Menschen begegnet, die mit großer Überzeugung an die Kraft der Gedanken glaubten – und solchen, die daran scheiterten. Einer von ihnen war Jorge. Seine Geschichte hat mich begleitet, gerade weil sie nicht eindeutig ist. Sie erzählt davon, wie nah Idealismus und Überforderung beieinander liegen können – und warum es manchmal die kleinen, unspektakulären Schritte sind, die uns wirklich tragen.
Begegnung mit Jorge: Zwischen Zuversicht und Zweifel
Für unsere Veranstaltungen brauchten wir hin und wieder Unterstützung. Einer, der dabei half, war Jorge – nennen wir ihn hier so. Bei einem dieser Abende kamen wir ins Gespräch, eher beiläufig, und landeten beim Thema „positives Denken“. Es stellte sich heraus, dass er ein glühender Verfechter dieser Richtung war. Er praktiziere das schon seit Jahren, sagte er, und sei überzeugt: Eines Tages würde er als Musiker den Durchbruch schaffen.
| Was denkst du? |
|---|
| Ich freue mich, wenn du deine Gedanken zum Beitrag mit mir teilst. Hast du Ergänzungen, Fragen oder möchtest du etwas hinterfragen? Deine Anmerkungen, Erfahrungen oder Vorschläge sind herzlich willkommen – besonders dann, wenn sie zum gemeinsamen Nachdenken und Weiterentwickeln anregen. Nutze einfach die Kommentarfunktion am Ende der Seite. Ich bin gespannt auf den Austausch mit dir! |
Er sprach von seinen Affirmationen, von der Kraft des Unterbewusstseins, von inneren Bildern, die er täglich pflegte. Und er wirkte überzeugt – nicht aufgesetzt, eher wie jemand, der wirklich daran glaubt. Jorge war ein fröhlicher Mensch, fast durchgehend gut gelaunt. Seine Ausstrahlung tat unseren Gästen gut, und auch wir schätzten ihn. Deshalb boten wir ihm an, mit seiner Musik bei uns aufzutreten. Er lehnte ab. Noch sei es nicht so weit, sagte er. Aber wenn der Moment gekommen sei, würde er gerne auf uns zurückkommen.
Der Einfluss seines Glaubens – und meine Skepsis
Sein Enthusiasmus ermunterte mich, das Positive Denken nicht aufzugeben und mich weiterhin damit zu beschäftigen. Er fragte öfter nach, ob ich schon erste Erfahrungen gemacht hätte. Ob ich es spürte – die Veränderung. Für ihn war klar: Ich müsste nur regelmäßig üben, meine Begeisterung steigern, an die Kraft der Gedanken glauben. Dann würde sich alles fügen – sogar unsere Kneipe ließe sich damit retten.
Ich spürte allerdings eine gewisse Skepsis in mir. Mir war das zu eindeutig, zu glatt. Ich konnte nicht so recht mitgehen – trotz seiner Ausstrahlung. Immer wieder versicherte er mir, meine Zweifel seien das einzige Hindernis. Ich müsse sie nur loslassen, dann käme der Erfolg ganz von allein. Aber irgendwo hatte ich das Gefühl: So sicher, wie er tat, war er sich selbst vielleicht gar nicht. Irgendetwas in seiner Überzeugung wirkte auf mich… angestrengt.
Existenzdruck und Entscheidungskraft
Neben dem Positiven Denken musste ich mich allerdings ganz praktisch mit der Frage beschäftigen, wie ich meine Miete zahlen und meinen Lebensunterhalt sichern konnte. Der Nebenjob in anderen Kneipen brachte gerade so die Miete ein – mehr nicht. Ich musste dringend etwas tun. Für mich als Selbständigen kam das Arbeitsamt nicht infrage. Die Wartezeit bis zur ersten Zahlung wäre zu lang gewesen. Und ich wollte es aus eigener Kraft schaffen. Das war schon lange mein Anspruch.
Eine Anzeige einer Zeitarbeitsfirma weckte meine Aufmerksamkeit. Der Stundenlohn war fast lächerlich – aber er hätte gereicht, um über die Runden zu kommen. Ich sprach mit Freunden und mit meinen Mitbesitzern. Es ging um zusätzliche Schichten, für die, die schon einer regulären Arbeit nachgingen. Neue Aushilfen konnten wir uns nicht mehr leisten.
Die Rückmeldungen waren eindeutig: „Lass dich doch nicht ausbeuten.“ „Das hältst du nicht lange durch.“ „Du wirst zusammenbrechen und im Krankenhaus landen.“ Ich verstand die Sorge – aber was hätte ich sonst tun sollen? Ich hatte keine Ausbildung, nur ein abgebrochenes Studium. Bis ich wieder irgendwo Fuß gefasst hätte, wäre meine Wohnung längst weg gewesen.
Ich habe mich trotzdem beworben. Kurz darauf fing ich an. Es war ein stiller, aber richtiger Schritt – auch wenn das zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte. Zwei Monate habe ich diese Doppelbelastung ausgehalten. Dann konnten wir die Kneipe verkaufen.
| Ein kleiner Hinweis |
|---|
| Die Gedanken in diesem Beitrag entspringen meiner eigenen Sicht auf die Dinge – einer Sicht, die sich laufend entwickelt. Beim Schreiben lasse ich mich von Künstlicher Intelligenz unterstützen: für Struktur, Lektorat, SEO und die Gestaltung der Bilder. Die Illustrationen orientieren sich am Stil klassischer japanischer Tuschemalerei – ein Ausdruck für meine Vorliebe für das Leise, das Spielerische, das Offene. Was ich hier teile, ist kein fertiges Wissen. Es ist ein Zwischenstand auf meiner Reise – vielleicht auch ein Impuls für deine. |
Zehn Jahre später – eine überraschende Wendung
Nach dem Verkauf verloren Jorge und ich uns aus den Augen. Erst rund zehn Jahre später traf ich ihn zufällig wieder – bei einem gemeinsamen Bekannten. Ich erkannte ihn kaum wieder. Er war schmaler geworden, blasser, in sich zurückgezogen. Die Leichtigkeit, die ihn früher ausmachte, war verschwunden.
Seine Partnerin erzählte mir, dass viele seiner Pläne gescheitert waren. Er habe sich mehr und mehr zurückgezogen, die Musik aufgegeben – und das Positive Denken? Darüber dürfe man gar nicht erst sprechen. Das Thema sei für ihn regelrecht tabu.
Ich weiß nicht, wo Jorge damals innerlich stand. Vielleicht war es nur eine Übergangsphase. Vielleicht aber auch mehr. Ich habe ihn seitdem nicht wiedergesehen. Ich wünsche ihm, dass er sich irgendwann wieder gesammelt hat – auf seine Weise.
Ein stiller Prüfstein
Für mich war diese Begegnung ein stiller Prüfstein. Ich war schon damals kein Freund einfacher Antworten – und Jorge hat mir auf seine Weise gezeigt, dass der Weg, den ich für mich gewählt hatte, ein tragfähigerer war. Weniger euphorisch vielleicht, aber geerdeter. Und ich glaube: Wer bereit ist, sich selbst ehrlich zu prüfen, kann mit etwas Abstand oft klarer erkennen, ob er einer Richtung folgt, die wirklich trägt – oder einer Idee, die mehr verspricht, als sie hält.
Was hat dir in schwierigen Phasen mehr geholfen: der Glaube an eine Idee – oder ein konkreter, vielleicht stiller Schritt, der einfach machbar war?
| Lesetipps |
|---|
| Unser Unterbewusstsein: Die unsichtbare Macht, die dein Leben steuert – tiefe Veränderung beginnt im Inneren In ihrem Beitrag gibt Jessica Solar eine verständliche Einführung in die Funktionsweise des Unterbewusstseins. Sie beschreibt, wie tief verankerte Glaubenssätze und früh erlernte Muster unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen – oft unbemerkt. Der Text richtet sich an Leserinnen und Leser, die sich für Persönlichkeitsentwicklung und die Rolle innerer Überzeugungen im Alltag interessieren. |
| Unser Wille ist freier als gedacht – Wie unser Bewusstsein das Unbewusste kontrolliert Ein kurzer, fundierter Beitrag auf psychologie-aktuell.com beleuchtet aktuelle Forschungsergebnisse zur Willensfreiheit: Entgegen früheren Annahmen zeigen neue Studien, dass unser Bewusstsein durchaus Einfluss auf unbewusste Prozesse nehmen kann. Der Artikel gibt einen verständlichen Einblick in das Zusammenspiel von bewusster Steuerung und unbewussten Automatismen – lesenswert für alle, die sich für Entscheidungsprozesse und Selbstkontrolle interessieren. |
Trackbacks/Pingbacks