Wenn ich mich dabei ertappe, immer wieder nur an Krisen, Überlastung oder Niedergang zu denken, spüre ich, wie eng mein Blick wird. Solche Bilder lähmen mich, weil sie meine Aufmerksamkeit auf Dinge lenken, die ich nicht ändern kann. Ich kann weder politische Entscheidungen verhindern noch wirtschaftliche Entwicklungen steuern. Auch ökologische Prozesse folgen oft Dynamiken, die längst in Gang gesetzt sind. Komplexe Systeme – wie Gesellschaft, Wirtschaft oder Klima – entwickeln eine eigene Logik, die sich nur begrenzt vorhersagen oder beherrschen lässt.
Sobald ich genauer hinschaue, erkenne ich: Ich habe keine Kontrolle über solche großen Zusammenhänge, aber ich kann wählen, wie ich darauf reagiere – wie ich denke, handle und deute. In dieser inneren Freiheit liegt mehr Gestaltungskraft, als es auf den ersten Blick scheint.
Mini-Schritte
Manchmal wirkt schon ein kleiner Schritt Wunder: für einen Moment bewusst aus dem Alltagstrott heraustreten. Ein kurzer Smalltalk, ein Spaziergang, ein gutes Essen – oder einfach einmal das eigene Verhalten hinterfragen. Raus aus der gewohnten Bequemlichkeit: Statt online zu bestellen, unter Menschen gehen und etwas Regionales besorgen. Solche kleinen Entscheidungen verändern etwas – zunächst kaum merklich, dann spürbar. Je öfter ich das tue, desto leichter fällt mir Veränderung.
Zukunft entsteht nicht aus Schlagzeilen, sondern aus meinem Tun und meiner Haltung. Sie entscheidet, wie ich in die Zukunft gehe.
Was in meiner Hand liegt
Wenn ich mich dabei beobachte, wie ich über die Welt spreche – mit meinen Worten, Bewertungen und meinem Tonfall – wird mir bewusst: Auch damit wirke ich. Ich kann Räume der Angst vergrößern oder Resonanzräume schaffen, in denen Vertrauen wächst.
Je öfter ich in dieser Haltung bleibe, desto klarer wird: Wirklichkeit ist nicht einfach gegeben. Sie entsteht aus meinen Blickwinkeln, meinen Schritten und meinen Entscheidungen. In diesem Bewusstsein liegt die Möglichkeit, eine Zukunft zu gestalten, die nicht von Schreckensbildern getragen wird, sondern von innerer Klarheit und menschlicher Verbundenheit.
Und du?
Bist du dir bewusst, dass das Aufregende an Nachrichten oft in deiner eigenen Haltung liegt?
Vielleicht erkennst du, welche Möglichkeiten sich eröffnen, wenn du beginnst, genau dort etwas zu verändern.
Anmerkungen
- Gegenwärtig gibt es aus meiner Sicht zu viele Themen, die künstlich zu „Aufregern“ gemacht werden. Die Medien haben sich zu stark auf diesen aus den sozialen Netzwerken stammenden Trend eingelassen – wohl auch, weil Empörung mehr Aufmerksamkeit erzeugt. Diese Entwicklung beunruhigt mich. Texte wie der vorliegende sind meine Art, mich gegen solche Formen der Manipulation und Spaltung zu wehren.
- Meine Haltung erwächst aus meiner konstruktivistischen Weltsicht. Darüber habe ich bereits Artikel veröffentlicht:
– Konstruktivismus und emotionale Reife
– Was ist Konstruktivismus? – Eine einfühlsame Einführung
– Konstruktiv statt nur positiv: Warum Denken allein nicht reicht
– https://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus - Ich denke, eine stoische Haltung zu erlernen, kann gut helfen. Wer sich daran orientiert, sich nur auf das zu konzentrieren, was er verändern kann, wirft eine Menge Ballast ab.
Auch zu meiner stoischen Haltung habe ich bereits mehrere Artikel veröffentlicht:
– Stoa / Stoizismus
– Die Stoa – eine tragende Säule meines Lebens
– Seelenheiterkeit – mehr Prozess als Ziel
– Nicht mehr kontrollieren müssen - Je mehr wir uns unserer (oft unbewussten) Ängste bewusst werden, je klarer wir auf die Welt blicken, desto mehr verlieren die Dinge ihre Schrecken und wir brauchen uns immer weniger empören.
– Die Angst im Nebel
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